Auf Max Plancks Spuren am Tegernsee

Auf Max Plancks Spuren am Tegernsee

 

Max Planck, der Namensgeber der Max-Planck-Gesellschaft, ist einer der wichtigsten Physiker des 20. Jahrhunderts und prägte die Entwicklung seines Faches wie kein zweiter. Eine Ausstellungsinstallation im Foyer des Konferenzsaals im Turm informiert seit 2020 über Max Planck und zeigt ihn dabei auch von einer sehr persönlichen Seite als Urlauber am Tegernsee.
Warum Planck nicht nur als Forscher heutige Wissenschaftler anregen kann und welche Rolle die Landschaft um den Ringberg dabei spielt, erklärt Tagungsstättenleiter Jochen Essl im Interview.

SK: Der Tegernsee ist eine beliebte Urlaubs- und Wanderregion. Was ist das Reizvolle an der Umgebung von Ringberg wenn man auf die Berge gehen möchte?

JE: Der Tegernsee ist eher eine ruhige Wandergegend, die Berge hier sind ja noch nicht so hoch, um die 1.500 Meter, der höchste 2.000 Meter. Dennoch bieten sie interessante Herausforderungen, die man auch bei halbtägigen Touren bewältigen kann, z.B. Leonhardsstein bei Kreuth. Beim Bergwandern muss man ja auch immer bedenken, dass der Körper sich erst an die Höhe gewöhnen muss. Jeder Höhenmeter ist eine Belastung. Max Planck kam ja jeden Sommer an den Tegernsee, um zu wandern. Jemand wie er, der in Berlin und damit einer flachen Gegend lebte, konnte sich hier gut an die Höhe gewöhnen. Da war der Tegernsee sicher eine ideale Region.

SK: Ja, er hat seit 1885 jedes Jahr mindestens zwei Wochen am Tegernsee verbracht, danach ging es dann weiter: Nach Tirol oder Österreich, auf die richtig hohen Berge.

Hier im Haus finden ja vor allem Tagungen statt, bei denen man sich ganz auf spezielle Themen und Probleme konzentriert. Spielt die Umgebung trotzdem eine Rolle?

JE: Die Umgebung ist ganz wichtig, vor allem bei Gruppen, die länger bleiben, einige bleiben ja manchmal eine Woche. Für diese sind Trecking-Touren auf die Berge der Umgebung auch eine tolle Teambuilding-Maßnahmen. Viele Gruppen machen das. Ganz gut zu bewältigen ist z.B. die Tour zum Riederstein und vielleicht weiter auf die Baumgartenschneid. Wir hatten kürzlich einmal eine IMPRS-Gruppe, die das gemacht hat. Für die jungen Leute war das eine echte sportliche Herausforderung. Die wenigsten Leute haben ja heute so viel Kondition wie Max Planck. Max Planck hat diese Tour auch gemacht, ist aber noch viel weiter gegangen.

SK: Woher kommen Ihre Gäste?

JE: Aus aller Welt. Unsere Gäste spiegeln die internationalen Beziehungen der MPG. Hierher kommen Forscherinnen und Forscher aus Europa, Nordamerika, und den asiatischen Ländern, China, Indien, Japan, auch viele aus Südamerika. Für sie ist der Aufenthalt bei uns natürlich auch eine Begegnung mit einem besonders prominenten und schönen Teil Deutschlands, der Natur und der bayerischen Kultur. Wir machen ja auch immer einen bayerischen Abend mit deftigem typischem Essen. Es ist uns wichtig, dass unsere ausländischen Gäste auch etwas von Deutschland mitbekommen und sich später daran erinnern.

 

SK: Planck war ein begeisterter Wanderer, der schwierige Bergtouren auf bekannte Gipfel gemeistert hat, z.B. in Tirol oder im Allgäu, auch die Zugspitze hat er erstiegen. Am Tegernsee hat er dafür trainiert und in seinem Tagebuch viele Notizen dazu gemacht.

Sie sind selbst ein begeisterter Bergsteiger und kennen die Gegend bestens. Können Sie eine Einschätzung geben, wie viel Kondition Plancks gehabt haben muss und wie schwierig seine Touren gewesen sind? Zum Beispiel die Tour auf den Guffert. 

JE: Es ist schon erstaunlich, wie schnell Planck bei seinen Bergtouren unterwegs war. Da schreibt er zum Beispiel 1893 „Bei leidlich günstigem Wetter bestiegen wir den Guffert in 3 ¼ Stunden, gingen hinab nach Weissenbach-Alpe und über Zottlbach nach Johannesklause, darauf nach Falep.“ Der Guffert ist 2195 Meter hoch. Wenn man solche Wegzeiten im Tagebuch liest, bekommt man schon Respekt, wie sportlich er war. Vermutlich ist er auch mit dem Fahrrad gefahren bis zum Einstieg in den Berg – sonst hätte er das nicht schaffen können.

SK: Ja, er ist sehr viel mit dem Fahrrad gefahren, da gibt es viele Belege. Aber wie war es damals überhaupt, gab es schon Wanderwege?

JE: Wege mit markierten Zeichen, wie heute gab es nicht. Man muss sich ja vor Augen halten, dass die heutigen gut ausgebauten Wanderwege Ende des 19. Jahrhunderts noch gar nicht existierten. Es gab zwar Wege für die Bauern und Senner, aber die waren viel schmaler und unwegsamer. Und dann hatte er auch nicht die Ausrüstung, die wir Bergsteiger heute haben. Er war wirklich unglaublich fit.

SK: Ist Planck auch geklettert? Seine Wanderausrüstung hat sich erhalten und enthält auch einen Eispickel.

JE: So wie heute geklettert wird, hat er da ganz bestimmt nicht gemacht. Der moderne Klettersport entstand ja erst später und hat mit Bergwandern ja auch nichts zu tun. Die ganze Ausrüstung dafür gab es ja auch nicht. Damals, um die Wende zum 19. Jahrhundert ist man in den Bergschuhen geklettert wenn der Steig ganz schlecht wurde, und man dann schwierige Passagen überwinden musste. Das hat Planck ganz bestimmt auch gemacht. Und Sicherungsseile wie heute, gab es damals noch nicht.

SK: Glauben Sie, dass Planck vielleicht auch auf dem Ringberg war?

JE: Ja, das kann man vermuten. Wenn man die Tagebuchnotizen liest, hat man ja wirklich den Eindruck, dass er die Gegend kannte wie seine Westentasche und hier richtig zu Hause war. Er kam ja auch über Jahrzehnte jedes Jahr nach Bad Wiessee, unsere Nachbargemeinde. Da würde es mich sehr wundern, wenn er diesen Berg ausgelassen hätte. Vor allem, da es von Bad Wiessee einen guten Übergang zum Ringberg gibt.  Das Schloss wurde allerdings erst ab 1912 gebaut und Planck war ja schon viel früher hier. Er dürfte die Erbauung mitverfolgt haben und war vermutlich auch neugierig, es einmal aus der Nähe zu sehen als es dann fertig war. In den 1930er-Jahren stand es ja dann schon weitgehend.

SK: Gibt es am Tegernsee noch eine Erinnerung an diesen prominenten Gast?

JE: Eigentlich nicht. In Bad Wiessee gibt es eine Gedenktafel an dem Haus, das die Familie seiner ersten Frau besaß, und wo Planck im Sommer wohnte: Der Hof am Grunder. Aber die Leute am Tegernsee wissen wohl nichts über den prominenten Physiker. Die Max-Planck-Gesellschaft ist aber sehr bekannt.

Interview: Susanne Kiewitz

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